Show your Workspace! Der Auftakt
2021.08.26 | Sven Köppel
In einer neuen Reihe innerhalb dieses Blogs stellen die Mitglieder und Mitarbeiter von DenktMit ihren Arbeitsplatz (oder ihre Arbeitsplätze) vor. Als Menschen, die primär an einem Computer ihre Arbeit verrichten, ist die effiziente Ausgestaltung dieses Arbeitsplatzes für uns meist sehr wichtig. Als Vorlage dient etwa das wunderbare und sehr ausführliche Essay von Stephen Wolfram: Seeking the Productive Life: Some Details of My Personal Infrastructure oder Webseiten, die sich der systematischen Erfassung von Computer-Arbeitsplätzen gewidmet haben, etwa workspace.style.
Mobile First: Meine Arbeitsumgebung
Den Anfang mache ich mit der Vorstellung meines typischen Arbeitsortes. Und da fängt es auch schon an: Ich habe mir an meinem derzeitigen Wohnort in Münster/Westfalen ein schönes Homeoffice eingerichtet, würde mich aber in einem mehrere Jahre andauernden Zustand zum digitalen Normadentum bezeichnen. So hatte ich diesen Sommer für längere Tage oder Wochen meine primären Arbeitsplätze sowohl im Urlaub auf Westerland/Sylt als auch auf Geschäftsreisen im Raum Frankfurt aufgebaut.
Absolutes Minimum für einen ernsthaften temporären Arbeitsplatz ist für mich ein großer (Schreib-)tisch, ein stationärer Monitor, eine USB-Webcam, eine richtige Maus und natürlich das Arbeitsgerät (Laptop). Die Webcam ermöglicht mir Flexibilität bei Videokonferenzen, der externe Monitor mehr Platz auf dem Bildschirm, die Maus die Möglichkeit, präzise Grafikbearbeitung durchzuführen. Was ich gerne noch dazu habe, ist eine USB-Tastatur sowie ein erhöhter Aufbau (improvisierter Stehschreibtisch) für eine ergonomischere Arbeitshaltung. Natürlich ist gutes Internet wichtig, für wirklich abgelegene Arbeitsplätze schwöre ich dafür auf ein gutes LTE-Modem wie das Huawei B618, welches etwa ein Standargerät bei den Vodafone GigaCube-Tarifen ist. Gegenüber Smartphone-Tethering benötigt ein solches Gerät mehr Platz im Gepäck, verfügt aber über eine überragende Antenne und hat an Orten guten Empfang, wo mein Handy längst aufgibt.
Der Laptop: Thinkpad!
Ich hatte bis ca. 2016 stets einen Tower-PC an meinem primären Arbeitsplatz stehen. Mein Professor während meiner Promotion hat mir dann vorgemacht, wie mobiles Arbeiten geht: Mit dem Notebook als primäres Arbeitsgerät und einer Docking-Station an verschiedenen Schreibtischen. So hat er die gesamte Arbeitsgruppe ausgestattet, was wirklich eine ganz andere Dynamik hervorbrachte, als ich es vorher gewohnt war. Menschen nahmen ihren leistungsfähigen "Firmen"-Laptop mit in Meetings, auf Konferenzen oder in den Urlaub. Ich hab damals mein privates betagtes Thinkpad T420 gegen ein Thinkpad Yoga X1 der ersten Generation ausgetauscht bekommen, damals mit formidablen 1TB SSD-Speicher. Diese Konfiguration fande ich derart brilliant, dass ich sie mir nach meiner Promotion (und Rückgabe der Geräte) nochmal privat zugelegt habe, dann mit einem Thinkpad X1 der vierten Generation und gleicher Speicherausstattung.
Ein Festplattenspeicher von 1TB ermöglicht mir, so gut wie alle relevanten Files auf dem Notebook zu haben. Als Data Scientists kann ich so auch größere Analysen auf dem Laptop machen. Den Wacom-Digitizer (Stift) sowie Tabletmodus benutze ich kaum, was aber wohl vor allem an der schlechten Linux-Unterstützung liegt. Denn: Ich nutze Linux kompromisslos. Für eine Dual Boot-Installation hatte ich seit vielen Jahren keine Verwendung mehr.
Meine primäre Arbeitsumgebung ist seit ein paar Jahren KDE, wobei ich intensiv virtuelle Desktops verwende. Gut gefällt mir an der Distribution Arch, dass die Rolling Releases für häufige (in der Regel positive) Überraschungen in Form neuer Software-Features führen. Die Distribution hat aber auch ihre Schattenseiten: Mehr als ein Jahr lang ging das eingebaute Mikrofon wegen Treiberproblemen nicht, während Ubuntu hier keine Probleme hatte. Generell sind solche Themen für mich nach mehr als 10 Jahren Linux auf dem Desktop keine Diskussion mehr wert. Wer mit Linux zurecht kommt, soll damit arbeiten, alle anderen sollen es eben lassen.
Höhenverstellbarer Schreibtisch
Kommen wir nun zu meinem primären Arbeitsplatz in Münster/Westfalen:
Kaum etwas hat meinen Arbeitskomfort so erleichtert wie der höhenverstellbare Schreibtisch, den ich mir erst vor wenigen Jahren zugelegt habe. Leider war ich etwas knausrig und wählte ein Modell mit mechanischer Kurbel statt elektrischem Motor, was ich heute täglich beklage, da ich mit Motor deutlich häufiger die Position wechseln würde. Der Schreibtisch ist ein mittlerweile nicht mehr verfügbares Modell von IKEA, welches leider eine ziemlich kleine Arbeitsfläche von nur 80x160cm hat. Ich habe fast 10 Jahre lang einen 100x200cm großen Schreibtisch verwendet, sodass das für mich eine echte Umstellung war. Allerdings ist der kleinere Tisch auch wendiger und leichter.
Meinen Schreibtisch beleuchte ich seit Jahren mit zwei IKEA TERTIAL von beiden Seiten mit starken LED-Leuchtmitteln (je 800-1000 Lumen). Die Arbeitsleuchte ist eine Design-Ikone und extrem praktisch, um das Licht genau zu steuern.
Um den kleinen Schreibtisch zu kompensieren, habe ich in der Regel eine zusätzliche Arbeitsplatte auf Böcken aufgebaut sowie nutze diverse Regale und Ablagesysteme drumherum. Der zweite Tisch ist in der Regel leer und wird nur für Projekte aufgebaut, z.B. für eine temporäre Lötstation, zum Sortieren von Akten oder für einen zweiten Computer. Dann steht auch schnell ein oder mehrere Bildschirme auf der Zweitplatte, die ähnliche Maße hat. Beide Tische sind wie alle Möbel weiß.
SuperWide-Display und Kabel
Im Januar 2021 hab ich mir einen besonderen Luxus gegönnt und meine beiden 16:9-Bildschirme durch einen einzelnen 32:9-Bildschirm ersetzt. Dadurch hat sich effektiv die Anzahl der Pixel nur unwesentlich geändert, allerdings der Komfort enorm erhöht: Das teure Philips 499P9H-Display hat nämlich eine integrierten Docking-Station mit USB-Hub, Ethernet, Lautsprecher und Webcam. Das alles kann inklusive des Displays mit nur einem einzigen USB-C-Kabel vom Laptop angesprochen werden, der während des Anschlusses auch noch darüber geladen wird. Für mich ein echter Game-Changer, da der Arbeitsplatz nun mit jedem USB-C-fähigen Laptop (etwa auch einem Macbook) sehr schnell in Benutzung genommen werden kann. Dass die Hardware mit Linux so gut tadellos funktioniert, hat mich ehrlich gesagt auch etwas überrascht.
Der Standfuß des Displays nimmt auf dem kleinen Schreibtisch natürlich einiges an Platz weg. Ich habe bereits überlegt, eine Monitorhalterung einzukaufen, konnte mich dazu aber noch nicht durchringen.
An das Display sind völlige Commodity-Eingabegeräte angeschlossen: Eine simple Cherry-Tastatur (KC 1000 o.ä.) und eine billige Logitech-Maus. Immerhin ist alles kabelgebunden, was ich unter Datensicherheitsaspekten sehr beruhigend finde.
Dokumentenmanagament
Das papierlose Büro sucht man bei mir vergeblich. Die Konsequenz, jeden einkommenden Brief zu digitalisieren, bringe ich nicht auf. Trotzdem kommt der Brother ADS-1700W regelmäßig zum Einsatz. Der kompakte Duplex-Dokumentenscanner kann mehrere Dutzend Seiten in einem Durchgang und recht flott farbig scannen, hat Wifi und einen kleinen Touchscreen, über den man ihn autonom bedienen kann. Ich scanne stets auf ein Netzwerklaufwerk, von dem ich mir die Files auf dem Rechner runterhole.
Zur Ent-Digitalisierung schwöre ich auf schwarz/weiß-Laserdrucker. Ich genieße solange er es tut noch meinen betagten HP Laserjet 4050TN, der über Netzwerk druckt und druckt und druckt... Meiner Meinung nach bieten SW-Laserdrucker das beste Preis-Leistungsverhältnis für Gelegenheitsdrucker. Für das gute Gefühl ist aber eine offene Aufstellung an einem gut belüfteten Platz Pflicht, um krebserregenden Feinstaub zu reduzieren. Ohne Not werde ich mir keinen Farb-Tintenstrahldrucker kaufen, Bilder drucke ich lieber günstig bei der Drogerie auf Fotopapier aus.
Meine komplette Ablage und Korrespondenz läuft seit einigen Jahren recht erfolgreich über ein paar Nextcloud-Instanzen. Diese Software hat bei mir komplett und erfolgreich Dropbox ersetzt (bislang nie ohne größere Pannen) und stellt nebenbei dank Synchronisation auf verschiedene Notebooks eine kleine Backup-Strategie dar. Außerdem ist sie selbstgehostet und damit autonom. Ich hoste aber grundsätzlich nur im Internet (d.h. 100mbit symmetrisch), da ich die langsamen Upstream-Breiten aus Heimnetzen nicht ausstehen kann.
Netzwerk und Internet
Ich bin zwar kein Gegner von Wifi, aber es geht doch nichts über kabelgebundenes Ethernet. Es gibt prinzipbedingt keine Ausfälle oder ungewöhnlichen Ping-Spikes, und was die Nachbarn machen spielt keine Rolle. Ich hab mir auch die Mühe gemacht, das Ethernet durch die Wände bis zum Router zu verlegen, um mich nicht überflüssigerweise mit WLAN-Empfang ärgern zu müssen. Als Uplink habe ich seit ein paar Jahren einen Unitymedia Buisness-Tarif, weil dieser eine fixe IPv4-Adresse in Verbindung mit guten Upstream-Breiten anbietet. Den werde ich wahrscheinlich aber bald ändern, weil er mir zu teuer ist.
Ich versuche die Anzahl von aktiven Netzwerkgeräten zu reduzieren, trotzdem laufen natürlich ein paar Switches (in der Regel in Access Point-Doppelfunktion) bei mir rum. Ich habe viele Jahre ein tolles kleines energiesparsames (<20W) NAS betrieben, was ich aber irgendwann eingestellt habe ohne davon im Alltag etwas zu bemerken.
Handschriftlich: Whiteboard und Labbook
Es geht doch nichts über die Handschrift, vor allem wenn sie groß ist: Wir haben einen ganzen Schwung 90*180cm großer Whiteboards (die sind mit ca. 30€ pro Stück recht erschwinglich) in verschiedenen Räumen zum inhaltlichen Austausch. Für meine Haupttätigkeit verwende ich außerdem ein klassisches Labbook, was man mit Kugelschreiber beschreiben kann. Das lässt sich zwar nicht durchsuchen, aber ist schneller gezückt als eine Notiz-App auf dem Handy.