Die Genossenvorstellung: Christian Keller
2025.05.27 | Jonas Krüger

Lernen durchs Arbeiten
Christian Keller lebt nach dem Motto „kenne die Arbeit, über die du entscheidest.“ Und das nicht erst seit er die DenktMit eG mitbegründet hat und ihr Gründungsvorstand war. Bereits im Studium will Christian nah an den Problemen der Branche sein und das auch abseits vom vorgegebenen Studienplan. Sein abgeschlossenes Studium an der Fachhochschule in Darmstadt absolviert er deshalb in Teilzeit; knüpft währenddessen Kontakte in die Berufswelt, arbeitet und entwickelt sich weiter, fernab der starreren universitären Titel.
Christian kann nach dem Studium schnell in verschiedenen Softwarehäusern Fuß fassen. Seine Stange an Berufserfahrung, nicht zuletzt seine Begabung zu Kommunikation wie Kooperation, helfen ihm dabei. Denn die Fähigkeit, verschiedenste Persönlichkeiten zusammenzubringen und zu einer Arbeitseinheit zu formen, kurz: der Teamaufbau, ist dabei sein zweites großes Steckenpferd, neben der Software-Architektur. Das Händchen für den Teamaufbau zahlt sich immer wieder aus. Etwa als er bei der Deutschen Bahn ein Site-Reliability-Enigneering-Team leitete, welches sich um den reibungslosen Betrieb von verschiedensten Softwares kümmerte. Zu sehen, wie das Team immer eingespielter wurde und man effektiver erst eines schlussendlich sechs verschiedene Software-Produkte managen konnte, sind Erlebnisse, die Christian bis heute antreiben. Sein Beruf lebt für ihn gerade vom Zusammenkommen verschiedener Perspektiven und konstruktiven Diskussionen. All das „bringt einen sehr viel weiter denn als Einzelkämpfer.“
Neue (selbsterbaute) Tore öffnen sich für Christian mit dem Schritt in die Selbstständigkeit: HomeOffice, Hof und die Möglichkeit zum Schreinern und Renovieren dessen.
Der lange Weg in die Selbstständigkeit
Ab 2017 geht Christian die ersten Schritte Richtung Selbstständigkeit und arbeitet neben seiner Festanstellung an eigens gewählten Projekten. Die Idee, sich genossenschaftlich zu organisieren trägt er schon länger mit sich herum und findet einen Gleichgesinnten in Marius Schmidt, den er zu dieser Zeit kennenlernt. Mit ihm und einigen anderen wird Christian später an der Gründung der DenktMit beteiligt sein.
Die Argumente für die völlige unternehmerische Selbstständigkeit liegen dabei auf der Hand – oder vielmehr im Arm. Denn um besser für seine zwei Kinder da sein zu können sind flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit auf Home Office wichtige Voraussetzungen. Solche, die in der Festanstellung damals nicht möglich waren.
Nachdem die Entscheidung für die Genossenschaft gefallen ist, geht es für Christian in die Grundlagenarbeit. Es geht um die Markenentwicklung oder praktische Herausforderungen, etwa mit der seltenen Geschäftsform der Genossenschaft ein Konto eingerichtet zu bekommen. Auch das Erstellen von Vertragswerk fällt in seinen Aufgabenbereich. Für andere ermüdende Kleinarbeit, für Christian Teil der Eigenverantwortlichkeit, die er als Unternehmer so schätzt: „Es ist dann halt dein Bier, dich als Selbstständiger darum zu kümmern.“
So manche Maßproduktion entsteht in Christians Werkstatt.
Wo gehobelt wird, da fällt Wissen ab
Trotz seines Vierteljahrhunderts an Berufserfahrung hat Christian sich seine Neugierde nicht exklusiv für die IT vorbehalten. Denn seit 2020 ist Christian stolzer Besitzer eines kleinen Fachwerkhofes samt Scheune. Den Hof restauriert er dabei nicht nur, so gut es geht, in Eigenregie, auch eine kleine Schreinerwerkstatt hat dort ihren Platz gefunden. Ohne Meistertitel kann und darf Christian dabei nicht mit Gewinnabsicht produzieren. Er stellt lediglich seine Werkstatt und seine Hilfe zu Verfügung, denn „Wissen weitergeben ist das, was ich gerne mache.“ Die Ergebnisse des ‚Schreiner-Co-Wokings‘ reichen mal von maßgefertigten Schränken oder Regalen hin zu aufgemöbelten alten Truhen oder Tischen.
Aufgestellt wie die Profis, arbeiten ProBono. In seiner Schreinerwerkstatt unterstützt Christian seine Mitmenschen gerne bei eigenen Schreinerprojekten.
Sei es bei der Restauration von Möbelstücken, der eigenen Scheune aber auch bei der Arbeit: Christian verbindet gerne das Neue mit dem Alten. Er will die Geschichte einer Sache verstehen und achten, „die Leute vor 20 Jahren haben nicht alles falsch gemacht.“ Anstelle blind Trends hinterherzurennen versteht sich Christian lieber als ruhiger Transformator, der mit Bedacht an Altes anknüpft und darauf aufbauend Neues schafft.