Einer für alle, alle für einen – Eine Ode an die Genossenschaft und ihren Ehrentag
2025.07.24 | Jonas Krüger

Der 5. Juli dürfte für die meisten von uns traditionell für Sommerferien, Hitzewellen oder Freibad stehen – nicht für solidarische Arbeitsgemeinschaften. Dabei ist der erste Samstag im Juli auch seit über 100 Jahren der internationale Genossenschaftstag, der dieses Jahr besonders im Fokus steht, erklärten die United Nations (UN) das Jahr 2025 doch zum Jahr der Genossenschaften.
Doch was macht das Genossenschaftsmodell so besonders und was können Genossenschaften wie die DenktMit im Digitalen verändern?
Warum Genossenschaften wichtig waren/sind/werden
England im Jahr 1799. Die Industrialisierung läuft hier bereits auf Hochtouren und das vor allem auf Kosten der damaligen Arbeiterschaft. Diese muss ohne Rechte oder Sicherheiten in quasi-Knechtschaft arbeiten. Genau in jener Umbruchszeit wagt der Unternehmer Robert Owen für die damalige Zeit unerhörte Experimente: Verbot der Kinderarbeit, eine tägliche Arbeitshöchstzeit von 10,5 Stunden und die Einrichtung eines gemeinschaftlichen Einkaufsladens um bezahlbare Nahrungsmittel zu gewährleisten. Aus den Arbeitern werden zumindest in diesem Laden auch Teilhaber; die die Warenqualität mitbestimmen und die Preise für sich und ihre Kollegen bezahlbar halten können. Sie sind damit Genossen der ersten Stunde. Von Großbritannien aus startet das Modell seinen Siegeszug um die Welt und ist auch wenige Jahrzehnte später in Deutschland durch die bis heute präsenten Raiffeisen-Genossenschaften enorm populär. 1,2 Milliarden Menschen 1 sind heute Mitglied einer Genossenschaft, auf den Raum der Europäischen Union entfallen alleine 250.000 genossenschaftliche Betriebe.
„Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele“
– Friedrich Wilhelm Raiffeisen, Begründer der ersten deutschen Genossenschaften.
Das (Erfolgs-)Rezept der Genossenschaft hat sich in seinen Grundprinzipien dabei seit 200 Jahren nicht verändert. In einem genossenschaftlich organisierten Betrieb sind alle Mitglieder gleichberechtigte Genossen, mit ihren finanziellen Einlagen wird gewirtschaftet. Die Genossen treffen sich ein- oder mehrmals im Jahr zur Generalversammlung, wählen hier Vorstände, Aufsichtsräte – und schaffen so einen der demokratischsten und partizipativsten Arbeitsräume, die es heutzutage gibt.
Im Englischen heißen Genossenschaften cooperatives, denn die Genossen kooperieren miteinander, sie sind zwar selbstverantwortlich aber gleichermaßen solidarisch. Darin unterscheiden sich Genossenschaften auch von AGs oder GmbHs, die im Zweifelsfall die Gewinnmaximierung über die eigenen Mitarbeiter priorisieren. Diese Abwendung von einem ‚höher, schneller, weiter‘ führt zu einem umsichtigen und nachhaltigen Umgang, mit materiellen wie personellen Ressourcen. Das macht die Genossenschaften deshalb auch zu solch einer wegweisenden Betriebsform für eine Zukunft, die globale Herausforderungen wie etwa den Klimawandel gemeinschaftlich bewältigen will und muss. Unter anderem deshalb ist die UN im Genossenschaftsjahr zu dem Schluss gekommen: „Cooperatives build a better World.“
Genossenschaften im IT-Bereich – Ein bewährtes Konzept in neuen Sphären
Das Genossenschaftsmodell ist nicht nur wegen der oben benannten Vorteile so populär, sondern auch weil es so universell anwendbar ist. In fast jeder Branche in unser aller Alltag lassen sich Genossenschaften finden; seien dies Banken, Wohnungen, landwirtschaftliche Betriebe und im 21. Jahrhundert eben auch IT-Unternehmen.
Wie bei den ersten Genossenschaften ist auch bei uns jeder Genosse gleichberechtigt, aber gleichzeitig auch selbstverantwortlicher Unternehmer. Unsere Software-Produkte entwickeln wir nicht für den maximalen Profit, sondern für einen nachhaltigen Nutzen bei unseren Kunden – die Konzepte vendor-lock-in 2 und Genossenschaft könnten sich ferner nicht sein.
Wir empfinden uns dem Erbe der Genossenschaften verbunden und leben dieses in einem digitalen Zeitalter fort. Dementsprechend fühlen wir als DenktMit eG uns geehrt, dass Genossenschaften weltweit dank des Genossenschaftstages zu mehr Sichtbarkeit gelangen.
1: Das ist immerhin ein Achtel der Weltbevölkerung.
2: Vendor-lock-in beschreibt die klassische Falle, in welcher ein Kunde von seinem Software-Hersteller abhängig gemacht und ein Wechsel auf Alternativen erschwert wird.